Was ist CBD (Cannabidiol)?
C21H30O2
Was ist Cannabidiol (CBD)?
Die Abkürzung CBD bezeichnet einen der Hauptinhaltsstoffe der Hanfpflanze und zwar Cannabidiol mit der chemischen Strukturformel
C21H30O2 welches bereits 1940 von Roger Adams und seinem Forscher-Team entdeckt und auch isoliert wurde. Dabei handelt es sich
um ein Cannabis basiertes Cannabinoid, ein sogenanntes Phytocannabinoid. In Cannabispflanzen wurden, unter den über 400 verschiedenen
chemischen Verbindungen welche diese beinhalten, bisher mindestens 85 aktive Cannabinoide nachgewiesen.
Anders als THC (Tetrahydrocannabinol) hat Cannabidiol keine psychotrope Wirkung, d.h. CBD hat keinen Einfluss auf die menschliche Psyche.
In der Forschung wurden Angst lösende, beruhigende, entzündungshemmende, entkrampfende, Blutdruck senkende und Übelkeit unterdrückende Wirkungen nachgewiesen. Dies soll nicht implizieren, dass CBD gesund ist, vielmehr soll dadurch die Bandbreite des Nutzens von CBD zur Behandlung diverser Leiden hervorgehoben werden. Trotzdem Cannabis-basierte Medikamente bereits eingesetzt werden, wird der Einsatz von CBD in der Medizin immer noch heftig diskutiert. Da sich aufgrund aktueller Forschungsergebnisse und die langsame Änderung der gesetzlichen Lage - betreffend Cannabis - die medizinische sowie die öffentliche Meinung über den Nutzen von auf Cannabis basierenden Produkten mittlerweile erheblich geändert hat, rückt Cannabis immer stärker in den Fokus pharmazeutischer Forschung. Cannabis basierte Medikamente werden derzeit hauptsächlich zur Behandlung von Epilepsie und Multipler Sklerose eingesetzt. Bei Epilepsie kommt vorwiegend CBD und bei Multipler Sklerose vorwiegend THC zum Einsatz, was eine Kombination von CBD- und THC-basierten Medikamenten jedoch nicht ausschließt.
Wie wirkt CBD auf den Körper?
Cannabinoide wirken auf den Körper von Tier und Mensch über ein komplexes, körpereigenes System, das sogenannte Endocannabinoidsystem. Die Wirkstoffe der Cannabispflanze waren hier namengebend. Dieses System ist, stark vereinfacht, für die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper zuständig. Das Endocannabinoidsystem nimmt also Einfluss auf physische Prozesse wie Wahrnehmung, Schmerzempfinden, Appetit, Gedächtnis, Schlaf, Immunfunktion und Stimmung.
In diesem System wirken vom Körper selbst produzierte Cannabinoide, sogenannte Endocannabinoide welche man als interne (endogene) Cannabinoide bezeichnen kann.
An dieses System docken nun extern zugeführte (exogene) Cannabinoide wie CBD oder THC über verschiedene Rezeptoren an und nehmen so Einfluss auf den Körper. Entdeckt wurde das Endocannabinoidsystem in den späten 1990er Jahren, unter anderem durch die Arbeit von Dr. Raphael Mechoulam. Über die genaue Funktionsweise ist bisher nur relativ wenig bekannt und es wird weiterhin daran geforscht.
Wie wird CBD hergestellt?
Um CBD herstellen zu können wird zunächst Nutzhanf angebaut, wobei in Österreich ein THC-Gehalt von 0,3% (in Deutschland 0,2%) nicht überschritten werden darf. Dadurch wird sichergestellt, dass die Pflanzen keine berauschende Wirkung erzeugen. In der EU dürfen für den Anbau nur zertifizierte Hanfsorten verwendet werden und können in einem Sortenkatalog nachgeschlagen werden.
Nach der Ernte werden die Blüten und Blätter der weiblichen Hanfpflanzen ca. eine Woche lang getrocknet und können dann, entweder weiterverarbeitet oder als fertiges Produkt, angeboten werden.
Für Medikamente und andere Produkte wird, nach Ernte und Trocknung, das CBD extrahiert. In den Blüten und Blättern einer Hanfpflanze kommt CBD in inaktiver Form, als CBDa Cannabidiolsäure, vor und wird durch verschiedene Extraktionsverfahren nicht nur aus der Pflanze herausgelöst sondern zudem auch aktiviert, man spricht hier von Decarboxylierung. Hierfür wird meist eines der folgenden weit verbreiteten Extraktionsverfahren genutzt.
Extraktion durch Dampf
Bei der Extraktion durch Dampf oder auch Dampfdestillation wird Wasser in einem Behälter solange erhitzt bis es einen gasförmigen Zustand erreicht. Der entstandene Dampf steigt nach oben und wird durch einen weiteren Behälter geleitet welcher das Pflanzenmaterial enthält, wobei er die Inhaltsstoffe des Rohmaterials aufnimmt. Nach Verlassen des zweiten Behälters wird der Dampf kondensiert und ergibt eine Mischung aus Öl und Wasser, welche anschließend destilliert wird um die gewünschten Inhaltsstoffe zu erhalten. Diese Methode ist relativ ineffizient, man benötigt große Mengen an pflanzlichem Rohstoff und es besteht die Gefahr bei zu hoher Temperatur die gewünschten Inhaltsstoffe zu Beschädigen.
Extraktion durch Lösungsmittel
Die Extraktion durch Lösungsmittel verläuft ähnlich der Dampfdestillation nur wird anstelle von Wasser ein Lösungsmittel verwendet. Bei dieser Art der Extraktion wird zwischen kohlenwasserstoffbasierten Lösungsmittel und natürlichen Lösungsmitteln unterschieden. Zu diesen kohlenwasserstoffbasierten Lösungsmitteln zählen Stoffe wie Rohbenzin, Petroleum, Butan oder Propan. Als natürliches Lösungsmittel kommt Olivenöl, Palmöl, Kokosöl oder Ethanol zum Einsatz. Die Extraktion durch Lösungsmittel ist effektiver und kostengünstiger als die Dampfextraktion jedoch nicht ohne Nachteile. Wird ein kohlenwasserstoffbasiertes Lösungsmittel verwendet besteht nach dem Verdunstungsprozess die Gefahr giftiger und krebsfördernder Rückstände. Werden hingegen natürliche Lösungsmittel verwendet wird zusätzlich auch Chlorophyll aus der Pflanze gelöst was einen unangenehm bitteren Geschmack mit sich bringt und zudem verflüchtigen sich natürliche Lösungsmittel relativ schwer und das Endprodukt enthält weniger CBD als das Endprodukt anderer Extraktionsmethoden.
CO2-Extraktion
Die Supercritical Fluid Extraction (SFE) also die superkritische, oder auch überkritische, Co2 Extraktion. Diese ist zugleich die teuerste, effektivste und sicherste Methode um CBD zu extrahieren. Sicher in dem Sinne, dass CO2 ungiftig ist und nach der Extraktion Rückstandsfrei entfernt werden kann. Hierbei wird Kohlenstoffdioxid unter Druck und geregelter Temperatur in den sogenannten superkritischen Zustand versetzt. Der Kritische Punkt beschreibt ein angleichen der Dichte eines Stoffes in seinem gasförmigen Zustand zu der Dichte in seinem flüssigen Zustand. Unter diesen Bedingungen hören die Unterschiede der beiden Aggregatzustände auf zu existieren. Superkritisch kann auch als Überkritisch bezeichnet werden und beschreibt in dem Fall von Co2, dass es die Eigenschaften einer Flüssigkeit angenommen hat. Es verhält sich nun, das richtige Verhältnis von Druck und Temperatur vorausgesetzt, wie ein Lösungsmittel. Mit Hilfe der superkritischen Co2-Extraktion kann aus jedem pflanzlichen Ausgangsstoff ein pflanzliches Öl extrahiert werden. Auch ist es mit dieser Methode möglich verschiedenste Stoffe durch ein Angleichen von Druck und Temperatur gezielt und sehr effizient aus einen Ausgangsstoff zu extrahieren. In der Lebensmittelindustrie sind SFE-Systeme weit verbreitet und das entkoffeinieren von Kaffee ist die wohl bekannteste Anwendung.
Synthese von CBD
Alternativ zu der Herstellung von CBD auf Hanfbasis ist es auch möglich Cannabidol synthetisch herzustellen. Um dies zu erreichen sind mehrere Methoden bekannt, jedoch bei den meisten mit einer nur geringen Ausbeute.
Die effizientesten Methoden zur künstlichen Herstellung von CBD sind zum einen die Kondensation von (+)-e-Menthadiene-l-01 mit Olivetol in Verbindung mit einer schwachen Säure, das daraus gewonnene Isomer kann in einer Friedel-Crafts Reaktion gefolgt von einer Neuzusammensetzung in CBD umgewandelt werden. Allerdings wird bei dieser Methode bei andauernder Reaktion das CBD zu THC und iso-THC umgewandelt.
Zum anderen können Bortrifluorid (BF3) Ätherate auf Aluminiumoxid als Kondensastionsreagens bei der Reaktion von (+)-e-Menthadiene-l-01 mit Olivetol dienen und in nur einem Schritt zu CBD als Endprodukt führen.
Die synthetische Herstellung von CBD und THC ist vor allem für Pharmaunternehmen wichtig da hierbei, nicht nur, eine konstante und hohe Qualität erreicht wird, sondern zudem lange Anbauzeiten, Lieferwege, Bürokratie und Kontrollen der Pflanzen auf THC-Grenzwerte wegfallen.
CBD worauf ist zu achten?
Cannabidiol ist auf dem Markt mittlerweile in verschiedenster Form zu finden, ob als Öl, Nahrungsmittel, Pflegeprodukt oder auch für Haustiere. Der CBD-Hype hat für eine Vielzahl an Produkten und Herstellern gesorgt. Nicht jeder Hersteller erfüllt hierbei die gleichen Qualitätsstandards und auf den schnellen Profit ausgerichtete und moralisch fragwürdige Unternehmen sind leider keine Seltenheit in
der freien Marktwirtschaft. Als Beispiel wurden in verschiedenen CBD-Ölen schon Benzolrückstände (Benzol ist krebsfördernd und giftig),
oder ein deutlich geringerer CBD-Gehalt als angegeben, nachgewiesen.
Um bei einer solchen Fülle zum richtigen und, vor allem, zu einem unschädlichen Produkt zu greifen, sollte auf folgendes geachtet werden:
Sind die Inhaltsstoffe des Produkts angegeben?
Ist der CBD-Gehalt angegeben?
Ist der Hersteller bekannt und vertrauenswürdig?
Optional: Hat das Produkt ein Gütesiegel erhalten?
Die Geschichte des Hanf
In der chinesischen Geschichte wird auf den hohen Stellenwert des Hanf und die Verwendung als Lebensmittel, sowie die Verarbeitung der reißfesten Fasern schon um 10000 v. Chr. verwiesen. In Europa wurden in Eisenberg (Deutschland) während einer Grabung Hanfsamen gefunden welche sich auf ca. 3000 v. Chr. datieren lassen. In Litauen wurde ein Hanffaden gefunden welcher sich auf ca. 2300 v. Chr, datiert.
Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen betreffend Cannabis findet man in dem sogenannten Shengnong Bencao Jing (Heilkräuterklassiker nach Shennong), einem Buch über Ackerbau und Heilpflanzen. Als Verfasser gilt der legendäre chinesische Kaiser Shen Nong welcher ca. 2800 v. Chr. gelebt haben soll. Dieses Werk behandelt 365 Arzneimittel, darunter auch Hanf. Die meisten Forscher vermuten jedoch, dass dieses Werk zwischen 300 v. Chr. und 200 n. Chr. entstanden ist. Das Originalbuch, welches 3 Bände umfasste, ist leider nicht mehr erhalten und eine genaue Datierung somit nicht möglich.
In Indien kann die Nutzung von Cannabis für Rituelle Zwecke zumindest ab 500 v. Chr. belegt werden.
Herodot, ein griechischer Geschichtsschreiber , erwähnt ca. 450 v. Chr. Kleidung aus Hanfgewebe.
Plinius der Ältere (Gaius Plinius Secundus Maior), ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter schreibt ca. 50 n. Chr. von der schmerzlindernden Wirkung des Hanfes und der griechische Arzt Pedanios Dioskurides beschreibt zwischen 50 und 70 n. Chr. in seiner Materia Medica die Wirksamkeit des Saftes von Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen.
Ab dem Mittelalter bis in die Neuzeit wurden schmerzlindernde Mittel aus Hanf bei Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Schmerzen eingesetzt.
In der Capitulare de villis vel curtis imperii, einer Landgüterverordnung welche eine detaillierte Vorschrift zur Verwaltung der Krongüter darstellt, von Kaiser Karl dem Großen, entstanden zwischen 750 und 813 n. Chr., wird Hanf als Nutzpflanze erwähnt da viele mittelalterlichen Waffen wie zum Beispiel der Langbogen ohne die robuste Hanffaser nicht herzustellen gewesen wären.
Ab dem 13. Jahrhundert wurde in Europa Hanf zur Herstellung von Papier genutzt und 1455 druckte Johannes von Gutenberg die berühmte Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier.
Auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 wurde auf Hanfpapier gedruckt und George Washington, der erste amerikanische Präsident ließ auf seiner Plantage Hanf anbauen.
In der Schifffahrt war Hanf, in Form von Seilen und Segeltuch, aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit gegenüber Salzwasser enorm wichtig und Venedig hatte seinen Erfolg als wichtigstes Handelszentrum des Mittelalters unter anderem der hohen Qualität seiner Seilerei zu verdanken.
Durch die Einfuhr von Sisalfasern ab dem 19. Jahrhundert verlor Hanf seine Bedeutung als Rohstoff für Seile.
Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Cannabis durch das Aufkommen von Kunstfasern, unterstützt durch die Anti-Cannabis-Kampagne von Harry J. Anslinger, auch als Rohstoff für Bekleidung verdrängt.
Harry J. Anslinger war ab 1930 Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics (FBN) und lehnte selbst die medizinische Nutzung von Opium und Cannabis ab. Bis 1937 sorgte er für zahlreiche Öffentlichkeitskampagnen, welche nicht nur mit gesundheitlichen Aspekten sondern auch mit Vorurteilen argumentierten. Nach der Veröffentlichung seines Artikels „Marihuana – Assassin of Youth“ (Marihuana – Mörder der Jugend) im American Magazine 1937 wurde im selben Jahr der Marihuana Tax Act von Präsident Franklin D. Roosevelt unterzeichnet. Dieses Gesetz besteuerte Cannabis mit 100 Dollar pro Unze (28,35g).
Im Jahr 1942 setzte Harry J. Anslinger schließlich auch das Verbot pharmazeutischer Cannabis-Produkte durch und wurde 1947 in die UN-Drogenkommission beordert wodurch das weltweite Verbot von Cannabis vorangetrieben wurde. Dieses wurde 1961 schließlich durch die Einzige Suchtgiftkonvention (in Deutschland Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel) gefestigt und ist bis heute gültig.
Seit seiner „Wiederentdeckung“ Anfang der 1990er Jahre nimmt der landwirtschaftliche Anbau von Hanf stetig zu, da Cannabis aufgrund seiner Eigenschaften in zahlreichen Bereichen der Wirtschaft gewinnbringend einzusetzen ist. Zudem ist Hanf der Baumwollfaser in vielerlei Hinsicht überlegen ist. Mit zunehmenden Forschungsergebnissen steigt, darüber hinaus, auch die medizinische und öffentliche Bedeutung Cannabis basierender Medikamente und Nahrungsmittel.
Quellen:
Compound Summary Cannabidiol
Cannabidiol (CBD) and its analogs: a review of their effects on inflammation
An Introduction to the Endogenous Cannabinoid System
The Endocannabinoid System and its Modulation by Cannabidiol (CBD)
An introduction to the endocannabinoid system: from the early to the latest concepts
Co2-Extraction
CBD-Extraction Methods
WHO - CANNABIDIOL(CBD) Critical Review Report
Shengnong Bencao Jing
Shen-Nung
Geschichte Hanf
Harry J. Anslinger
Einzige Suchtmittelkonvention